Godfrey (Gottfried) Finger wurde im mährischen Olmütz geboren. Das Geburtsjahr ist mit 1660 nur vage anzugeben. Im Jahr 1682 ist er in München nachweisbar und drei Jahre später wanderte er nach England aus, wo er als Musikus (also nicht als Kapellmeister) am Hofe Jakobs II. engagiert wurde, wo er sich als Komponist von Kammermusik einen Namen machte. Der englischen Hofkapelle gehörte er nur kurze Zeit an (in einer Liste von 1694 wird er nicht mehr geführt).

1701 wurde ihm bei einem Preisausschreiben für die Vertonung einer Oper von Congreves: The Judgment of Paris (nach John Weldon, J. Eccles und D. Purcell) nur der vierte Preis zuerkannt; nach J. A. Fuller-Maitland (Dictionary of National Biography, 19, 26) scheinen die früheren Fachleute in der Ansicht übereinzustimmen, daß Finger der beste unter den Bewerbern gewesen sei, und die Beurteilung werde allgemein als Akt der Feindseligkeit gegen einen Fremden angesehen.

Finger war wohl sehr gekränkt über diese Zurückweisung, denn er verließ noch im gleichen Jahr England und kehrte auf das Festland zurück. Wo er nun hinging, ist nicht ganz klar, da die Quellen sich widersprechen. Nach Fetis wurde er von der Königin Sophie Charlotte von Preußen angestellt, laut Gerber lebte er eine Zeitlang als pfalzgräflicher Kam­mer­musiker in Breslau.

Die Beteiligung an einer Opernkomposition führte ihn nach Berlin, wonach er von 1707 bis 1717 als Kammer­musiker und Instru­men­tal­kom­ponist Herzog Karl Philipps nach Innsbruck ging. 1717 verließ er mit der Kapelle Karl Philipps Tirol in Richtung Mannheim, wo er 1723 zum letzten Mal erwähnt wird. Er wurde am 31. Aug. 1730 in Mannheim beerdigt.

SIX
SONATAS
or
SOLOS
for the
VIOLIN
with
a THROUGH BASS for the
HARPSICHORD
or
BASS VIOLIN
Compos’d
by
Mr. G. Finger and Mr. D. Purcell

Die hier vorliegenden Sonaten stammen aus einem Druck (London, 1709), in dem drei weitere So­naten von Daniel Purcell für Violine enthalten sind. Diese wurden schon 1698 in einem Druck von D. Purcell zusammen mir drei Sonaten für Blockflöte ver­öffentlicht.

Bremen im Oktober 2006,  Olaf Tetampel

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